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Sion-Probefahrt

Ich interessiere mich aktuell gerade für Elektromobilität. Über die Cleanelectric-Podcast bin ich auf ein kleines Münchner Start-Up names Sono Motors aufmerksam geworden.

 

Zwei Freunde haben sich da zum Ziel gemacht den eingesessenen Verbrennungsmotorenkonzernen den Rang abzulaufen. Mittels Crowdfunding hat man sich das Geld beschafft und zwei Prototypen des Wagens namens Sion zu bauen, die 250 Kilometer Reichweite haben. Jetzt sollen 5000 Stück zu einem Preis von 16.000 EUR verkauft werden. Damit ist man von der Reichweite deutlich weiter als zb ein e-Golf und preislich auf der Hälfte von einem BMW i3. 

 

Was das Auto aber abgesehen vom Preis für mich interessant macht ist das Konzept, dass das Auto auf allen Seiten und am Dach mit Solarpaneelen verbaut ist. Die Idee ist, dass das Auto meist sowieso nur rumsteht und zwar meist im Freien am Firmenparkplatz und da eigentlich idealerweise wieder die Reichweite über die Sonnenenergie wieder zurück erhält, die beim Hinpendeln zur Arbeit drauf gegangen ist. Nachdem ich in meiner Wohnung im zweiten Stock keine Möglichkeit habe das Auto aufzuladen, wäre dieser Reichweitengewinn für mich ein Traum. Natürlich ist das hauptsächlich in den warmen, sonnigen Monaten tatsächlich machbar, aber auch im Winter gehen ein paar Kilometer.

 

Jetzt hat Sono Motors durch das Crowdfunding die zwei Prototypen fertig gestellt und veranstaltet in Europa Probefahrten, und auch in Wien. Ich fahre daher hin und darf 15 Minuten lang mit dem Auto herumfahren. Ich fahre also mein erstes Elektroauto, und gleich einen Prototypen. Was für mich auf Anhieb anders ist zum Verbrenner ist das Go-Kart Feeling beim Gas geben. Kaum leicht angetippt und schon zischt man ab. Was auch auffällt, ist das geräuschlose Fahren. Soweit gilt das aber wohl für alle Elektroautos. Sion-spezifisch ist natürlich die erwähnten Solarpaneele rund und das Auto. Das Team von Sono Motors erklärt mir, dass dies extrem nachgiebig ist. Eine aufgerissene Tür vom parkenden Nebenauto würde wohl absorbiert werden, ein leichter Kratzer sollte dem Paneel nichts machen. Einzig, wenn jemand mutwillig mit dem Schlüssel das Paneel zerkratzt würde wohl das Ende für die Solarenergie auf dieser Seite des Autos bedeuten.

 

Auch ein Novum - Tesla Model X ausgenommen - das Elektroauto hat eine Anhängerkupplung. Damit kann man 4 normale Fahrräder oder 3 E-bikes mitnehmen. Und da im übrigens sehr geräumigen Kofferraum auch noch eine Steckdose verbaut ist, könnte man die E-bikes gleich wieder aufladen beim Fahren. Toll!

 

Ich bin jetzt nach der Probefahrt restlos begeistert. Da einzige, was mich bis jetzt skeptisch stimmt, ist das Problem, dass es noch keine Werkstätten gibt. Man will das Manual des Autos für interessierte Bastler und Werkstätten zur Verfügung stellen, nur frage ich mich, ob sich da jemand finden würde in meiner Nähe. Ich glaube sogar für Konzerne ist es gar nicht so einfach Mechaniker zu finden, die die notwendige Elektrotechnik-Zusatzausbildung haben. Klar wird es mehr, aber ob unabhängige Werkstätten die notwendigen Leute haben und auch den notwendigen finanziellen Anreiz sehen, dass mein möglicher Sion dort repariert wird. Schwer zu sagen.

 

Und dann kommt noch das Fragezeichen der Zulassung. Aktuell ist das Auto vorbestellbar, Auslieferung ist für Mitte 2019 geplant. Vorher muss man aber noch zum TÜV und alle Crashtests usw. bestehen. Und ob da nicht die Autolobby versucht einzugreifen, wenn man sieht wie toll der Sion ist. Lobbys sind halt stark. Ich wünsche dem Team jedenfalls alles gute damit und ein schnelles Bestehen.

 

Als breSono wird noch ein Moosfilter beschrieben, und als biSono wird ein Konzept verkauft, mit dem andere Elektroautos über den Ausgangsstecker aufgeladen werden können und so quasi der Sion eie mobile Ladestation für andere wird. Nette Ideen, für mich aber nicht interessant.

Als Gesamtpaket hat das ganze schon einen ziemlichen Willhaben-Faktor für mich. Die Frage ist, ob ich mich drüber trauen soll trotz der vielen "Abers".