„Bis ich 40 Jahre alt bin, hab ich einen Weinkeller!“
Das sage ich, seit ich etwa Anfang 30 bin. Seit 2016 suche ich ernsthaft. Am 2. November 2020 war es dann schlussendlich so weit: Meine Frau Verena und ich unterschrieben den Kaufvertrag für unseren Weinkeller. Er liegt in Langenlois, dem Ort, in dem ich aufgewachsen bin, errichtet 1925. Wir kauften ihn im Bausch und Bogen mit allem, was in der Kellerröhre liegt. Gefühlt ist der Keller seit etwa 3 Jahren unberührt. Das zeigen auch Kronen Zeitungen, die noch herumliegen, die sogar älter als 5 Jahre sind. Es beginnen 2 Jahre Renovierungsarbeiten, die ich mit diesem Artikel dokumentiere.
Das Bild zeigt den Kaufzustand unseres Kellers. Auf der linken Seite ist der Eingang zu unserem etwa 3×3 m großen Kellerstüberl, rechts ist Toilette und Abstellkammer, mittig geht es in die Kellerröhre.
Der Zaun ist marode und wird das erste sein, worum wir uns kümmern werden. Allerdings ist es November als wir den Keller kaufen und über den Winter passiert de facto nichts.
Im Februar und März 2021 nutze ich die Zeit zwischen 2 Jobs und starte endlich das Renovierungsprojekt. Zuerst wird der Zaun abgetragen, das ganze Grünzeug am Dach entfernt, die Fassade und die Holzbalken, die beide überdachten Bereich miteinander verbinden abgeschrubbt und der Bereich vor dem Stübern um etwa 10 cm erhöht. Davor kommt ein Hochbeet.
Es ist die erste Fassade, die ich in meinem Leben streiche. Direkt beim Eingang zum Weinkeller wellt sich die Farbe. Ich weiß nicht, ob ich da was falsch gemacht habe. Ich arbeite mit 2 Anstrichen und direkt dort wo die Wellen sind, mit 3 Schichten in der Hoffnung, dass dies reicht.
Im Anschluss werden die Zaunelemente gestrichen und nach und nach aufgebaut. Hier helfen die Kinder tatkräftig beim Streichen und meine Frau beim Aufbau. Allein wäre das nicht schaffbar, da alles deutlich mühsamer verläuft als geplant. Es ist im März 2021 leider auch viel zu kalt und die Farbe am Zaun braucht mindestens 10–12 Stunden Trocknungszeit. Da ich zweifach streiche, geht relativ wenig weiter.
Entlang des Zaunes setzen wir Weinstöcke. Was wäre ein Weinkeller ohne Weinstöcke. Der Keller liegt bis auf ein paar Stunden am Vormittag ständig im Schatten und da wir direkt unter einem Lösshang sitzen, ist die Luftfeuchtigkeit sehr hoch. Schatten und Nässe sind eigentlich nicht ideal, zumal es für Weinstöcke eigentlich genau darum geht, an sonnigen Hängen angebaut zu werden. Ich suche daher jetzt zumindest mal nach halbschattigen Sorten und wir bauen Wolfgauer Weiße, Arkadia, Frumoasa Alba und Bianca an.
Den Frühling verbringen wir selten im Stüberl, wenn es zu kühl ist draußen zu sein. Der kleine Holzofen reicht vollkommen aus, um den kleinen Raum schnell aufzuheizen. Aber das Stüberl ist einfach noch nicht gemütlich. Erstens haben wir viele Kellerspinnen als Besucher, die ja nicht gerade klein sind. Und zweitens ist die Bank und die Polster auf der Bank ziemlich muffig.
Holz für den Ofen ist auch noch genug vorrätig und meine Mutter hilft mir mit ein paar Altbeständen aus dem Waldviertel.
Den Sommer 2021 über passiert nicht allzu viel, außer, dass wir dem Hochbeet zusehen, wie es wächst. Gleichzeitig ärgern wir uns darüber, dass das Gras auf der aufgeschütteten Fläche nicht wächst und wir grillen viel. Ich kaufe mir nach längeren Gesprächen mit meinem Vorgänger am Hafen Krems, der begeisterter Griller ist, einen Petromax, bei dem ich komplett unabhängig vom Strom und Gas mit Holzkohle grillen kann. Dieser Petromax Atago ist klappbar, sodass er nach getaner Arbeit auch wieder im Abstellkammerl in einem Regal verschwinden kann. Das könnte für mich fast der Kauf des Jahres gewesen sein.
Außerdem feiert Anna Kindergeburtstag im Weinkeller, inklusive Tanzchoreographie durch ihre Ballettlehrerein Janina Maresch.
Im Herbst 2021 gehe ich mit meinem Bruder die Überdachung an. Wir sehen, dass die Holzbalken modrig werden. Die Matte, die oben drüber gespannt ist, hat Löcher und das Wasser, dass über Jahre auf das Holz getropft ist, hat leider einige negative Spuren hinterlassen. Wir tauschen die Bretter aus und mein Bruder setzt uns als gelernter Spengler eine Dachrinne, damit das Wasser abrinnen kann und nicht mehr den Boden aufweicht.
Die nächste große Baustelle startet im August 2022. Das Stüberl soll endlich renoviert werden. Außerdem macht uns der Kürbis vom Hochbett große Freude, der wächst nämlich schon auf die Straße.
Wir nutzen einen Teil unseres Sommerurlaubes und streichen die Wände. Wir hoffen, dass wir damit und mit einer rigorosen Putzaktion inkl. Abschleifen des Tisches und der Sitzgarnitur, die ganzen Spinneneier weggebracht haben und so die doch recht hohe Anzahl an Kellerspinnen im Stüberl in den Griff bekommen. Jetzt im Jänner 2023 kann ich als Fazit sagen, ja das hat gut geklappt und wir sind im Wesentlichen bis jetzt spinnenfrei geblieben.
Im Anschluss verlegen wir neue Bodenplatten. Verena möchte für die Sitzgarnitur neue Sitzpolster haben. Den Schaumstoff dazu lassen wir uns in Wien zuschneiden. Den Stoff besorgt sich Verena und schneidert daraus die entsprechenden Bezüge. Was ich absolut großartig finde: Meine Mutter hat von meinem Elternhaus in Langenlois noch 2 Sessel aus der Wohnzimmer-Küche übrig. Diese Sessel ziehen also nach 20 Jahren wieder zurück nach Langenlois, wo sie ursprünglich herkamen.
Damit ist die Renovierung im Wesentlich nach 2 Jahren abgeschlossen. Es werden noch einige Pflanzen draußen angepflanzt werden, aber das ist ein jährlicher Prozess. Außerdem habe ich noch vor, im Keller selbst ein Kellerbuch anzufangen, in dem die Bestände erfasst und Weinverkostungen dokumentiert werden sollen. Die Weinfässer, die in der Kellerröhre gelegen sind, sind wohl leider nicht mehr zu retten.
Wir planen als weiteres Familienprojekt im Weinkeller eine Legostadt aufzubauen. Das werden wir aber an einer anderen Stelle dokumentieren. Dies wird ein Projekt, dass sich über viele Jahre hinziehen wird, vermute ich.